Untersuchung der Lymphknoten

Aus dem Lymphknoten werden dann sehr dünne Scheiben (= Gewebsschnitte) angefertigt und unter dem Mikroskop begutachtet. Auf die Untersuchung von Zell- und Gewebestrukturen erfahrene Fachleute, in der Regel sind das Ärztinnen und Ärzte für Pathologie, können dann anhand typischer Merkmale verschiedene Erkrankungen bestimmen. Beim klassischen Typ des Mantelzell-Lymphoms, der bei etwa 80 Prozent der Erkrankten vorkommt, handelt es sich um kleine bis mittelgroße Zellen mit unregelmäßigen Zellkernen, die in ihrer Mitte eine Kerbe aufweisen. Es gibt jedoch auch MCL-Varianten, die anderen Lymphomtypen sehr ähnlich sind, z.B. der Chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) oder dem Diffus großzelliges B-Zell-Lymphom.

Deshalb wird anhand weiterer Analysen festgestellt, ob es innerhalb dieser Tumorzellen zu einer für die meisten Mantelzell-Lymphome charakteristischen Überproduktion des Eiweißes Cyclin D1 kommt. Mittels der sogenannten Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH-Methode) wird untersucht, ob diese Tumorzellen die für das Mantelzell-Lymphom typischen Genveränderungen zeigen, nämlich die Translokation von Genen der Chromosomen 11 und 14.

Eine weitere pathologische Untersuchung bezieht sich auf die Wachstumsgeschwindigkeit der Tumorzellen. Diese wird mittels eines Antikörpertests (KI-67) bestimmt und in Prozent angegeben. Je höher diese Prozentzahl ausfällt, desto schneller teilen sich die Tumorzellen und umso aggressiver ist das Mantelzell-Lymphom. Ebenso werden in der Pathologie die Oberflächenstrukturen der Tumorzellen untersucht, was als Immunphänotypisierung bezeichnet wird. Anhand der Oberflächenstrukturen kann die Zugehörigkeit einer Zelle zu einer bestimmten Zellreihe (z.B. B-Lymphozyten, T-Lymphozyten) bestimmt werden. Außerdem ist in dieser Analyse erkennbar, in welchem Entwicklungsstadium (= Differenzierungsgrad) sich die Tumorzellen befinden.

Diagnosesicherung

Die Kenntnis dieser Oberflächenmerkmale ist außerdem wichtig für die spätere Therapieentscheidung, da es Medikamente gibt, die direkt auf diese Oberflächenmerkmale einwirken und die Tumorzellen zerstören können. Da die feingewebliche Diagnostik von malignen Lymphomen und die genaue Feststellung, um welches Lymphom es sich konkret handelt, außerordentlich schwierig ist, werden in Deutschland die Gewebeproben vieler Patient:innen zur Diagnoseabsicherung in pathologische Institute mit langjähriger diagnostischer und wissenschaftlicher Erfahrung auf dem Gebiet der Lymphknotendiagnostik geschickt. In diesen Referenzzentren für Lymphknotenpathologie werden die Gewebeproben einer zweiten Begutachtung unterzogen. Diese Praxis hat sich in den vergangenen Jahren außerordentlich bewährt und wird auch in den meisten europäischen und nicht-europäischen Ländern als beispielhaft angesehen. In Deutschland gibt es aktuell fünf Referenzzentren für Lymphknotenpathologie.

Referenzpathologie im Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V.