Lymphome

Informationen zu bestimmten Lymphom-Erkrankungen erhalten Sie, wenn Sie oben im Drop-Down-Menü ein Lymphom auswählen!

1. Ursprung der Krankheit

Im Lesemodus anzeigen

Das lymphatische System

Das lymphatische System erstreckt sich über den gesamten Körper. Es besteht aus den Lymphknoten, dem Knochenmark, der Milz, dem Thymus und den Lymphgefäßen. Außerdem befindet sich lymphatisches Gewebe an den Schleimhäuten mancher Organe wie dem Dünndarm und im Bereich des Rachens (Mandeln). Das lymphatische System spielt in der Abwehrfähigkeit des Körpers gegenüber verschiedenen Krankheitserregern eine entscheidende Rolle. Die Lymphgefäße durchziehen - ähnlich den Blutgefäßen - fast den ganzen Körper. In ihnen fließt die Lymphe (Gewebswasser), die der Zell- und Gewebsernährung und dem Transport der Lymphozyten in den Blutkreislauf dient. In Lymphknoten und den anderen lymphatischen Organen laufen die Immunreaktionen ab, die zur Abwehr von Infektionserkrankungen notwendig sind.

Lymphozyten

Die Zellen des lymphatischen Systems, die Lymphozyten, sind eine Art von weißen Blutkörperchen mit zentraler Bedeutung für die Immunabwehr. Sie entstehen aus Stammzellen im Knochenmark und werden in T- und B-Zellen unterteilt. B-Lymphozyten reifen im Knochenmark zu funktionstüchtigen Abwehrzellen heran, während die Ausreifung der T-Lymphozyten im Thymus erfolgt. Die ausgereiften T- und B-Lymphozyten gelangen anschließend in die nachgeschalteten lymphatischen Organe wie Milz, Lymphknoten oder Mandeln. Beide Lymphozytenarten dienen der Immunabwehr. Sie haben die Aufgabe, defektes körpereigenes oder körperfremdes Material wie Bakterien oder Viren zu beseitigen. Dabei unterscheidet man zwischen der zellvermittelten (zellulären) und der antikörpervermittelten (humoralen) Immunantwort. Die zelluläre Immunantwort ist hauptsächlich Aufgabe der T-Lymphozyten und richtet sich gegen Krankheitserreger und Tumore. Die humorale Immunantwort ist im wesentlichen Aufgabe der B-Lymphozyten. Diese bilden bestimmte Abwehrstoffe, Antikörper genannt, die Bakterien und körperfremde Zellen erkennen und markieren. Ein mit Antikörpern beladener Erreger kann wiederum von anderen Leukozyten leichter erkannt und vernichtet werden. B- und T-Zellen arbeiten bei der Abwehr von Infektionen zusammen, ein Mangel an Lymphozyten führt zu Immundefekten. 

Mögliche Ursachen der Lymphom-Entstehung

Wie alle anderen Zellen des menschlichen Körpers können auch Zellen des lymphatischen Systems aufgrund verschiedener Faktoren entarten. Grundsätzlich unterscheidet man verschiedene Arten von Krebs-erzeugenden Mechanismen: Chemische Substanzen, Viren, gewisse Arten von Strahlen und andere Umweltfaktoren wie Ernährung. In etwa 5-10 % der Krebs-Erkrankungen spielen nach heutigen Erkenntnissen genetische Veranlagungen (Keimbahnmutationen) eine Rolle. Im Gegensatz zu einigen anderen Tumoren gelingt es bei malignen Lymphomen meist nicht, eine eindeutige Ursache für die Erkrankung zu benennen. Manche Viren, chronische entzündliche Erkrankungen (z.B. Autoimmunerkrankungen) und Immunmangelzustände wie auch die Infektion mit HIV können die Entstehung von Lymphomen begünstigen.

Epidemiologie

Die malignen Lymphome sind im Vergleich zu Organtumoren wie Brust-, Darm- oder Lungenkrebs eher selten. Sie machen zusammen etwa 5% der Krebserkrankungen in Deutschland aus, gemeinsam mit den bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems (vor allem Leukämien) etwa 10%. Etwa 2 - 4 von 100.000 Deutschen erkranken jährlich an einem Hodgkin-Lymphom, die meisten davon sind zwischen 25 und 30 Jahre alt (mit einem zweiten, kleineren Gipfel bei 60 Jahren). Diese Zahl ist relativ stabil. Die Zahl der malignen Non-Hodgkin-Lymphome nimmt dagegen seit einigen Jahren langsam, aber kontinuierlich zu. Jährlich erkranken etwa 8 bis 10 Menschen pro 100.000 Einwohner an einem Non-Hodgkin-Lymphom, das entspricht knapp 10.000 neuen Fällen pro Jahr. Die meisten Patienten sind über 60 Jahre alt, daher ist vor allem die Zahl der älteren und sehr alten Patienten mit malignem Non-Hodgkin-Lymphom gestiegen.

2. Diagnostik und Einteilung der Lymphome

Im Lesemodus anzeigen

Die malignen Lymphome sind Neoplasien (Gewebsneubildungen) des lymphatischen Systems. Sie werden nach histologischen Kriterien in zwei Gruppen eingeteilt: Morbus Hodgkin (heute meist Hodgkin-Lymphom genannt; nach Dr. Thomas Hodgkin, der die Erkrankung im Jahr 1832 erstmals beschrieben hat) und Non-Hodgkin-Lymphome (NHL). In erster Linie sind die lymphatischen Organe (Lymphknoten, Milz, Knochenmark) betroffen. 

Alle malignen Lymphome können sich über das lymphatische System ausbreiten. maligne Lymphome können aber auch außerhalb des lymphatischen Systems praktisch in jedem Organ entstehen, zum Beispiel im Magen, in Gehirn oder an der Haut. In fortgeschrittenen Stadien breiten sich Lymphome über die Blutbahn (hämatogen) im ganzen Körper aus. Für die Diagnose von malignen Lymphomen ist eine Gewebsentnahme mit anschließender feingeweblicher Untersuchung durch Pathologen erforderlich. Bei Leukämien, also Erkrankungen bei denen die Tumorzellen im Blut nachweisbar sind, kann unter Umständen eine Untersuchung des Bluts und/oder des Knochenmarks für die Diagnosestellung ausreichend sein.

Hodgkin-Lymphom

Das Hodgkin-Lymphom ist gekennzeichnet durch einen geringen Gehalt (meist 1-2%) von charakteristischen, teils mehrkernigen mehrkernigen Tumorriesenzellen, den sogenannten Hodgkin Reed-Sternberg-Zellen (H-RS Zellen) im Tumor-befallenen Gewebe, begleitet von einem ausgeprägten entzündlichen Infiltrat, das zum Teil für die typischen Krankheitssymptome verantwortlich gemacht wird und auch der Grund dafür ist, dass der Herkunft der H-RS-Zellen viele Jahre stark umstritten war. Erst in den letzten Jahren konnte mittels neuer molekularbiologischer Methoden eindeutig nachgewiesen werden, dass die Zellen des Hodgkin-Lymphoms von B-Lymphozyten abstammen.

Non-Hodgkin-Lymphome

Unter dem Begriff der Non-Hodgkin-Lymphome wird eine Vielzahl von Lymphom-Unterarten zusammengefasst, die sich in ihrer feingeweblichen Struktur, ihrem Krankheitsverlauf und Therapieansprechen deutlich unterscheiden. Man teilt die Non-Hodgkin-Lymphome deshalb weiter in aggressive und indolente Arten ein, und danach, von welcher Lymphozytenart (B- oder T-Zellen) sie abstammen. 

Primär generalisierte Erkrankungen mit Infiltration des Knochenmarks und leukämischer Ausschwemmung finden sich häufig bei den indolenten Non- Hodgkin-Lymphomen, zu denen auch die chronische lymphatische Leukämie (CLL) und das Plasmozytom (auch multiples Myelom genannt, bösartige Erkrankung der Antikörper produzierenden Plasmazellen) zählen. Die von Vorläuferzellen ausgehenden Lymphome (lymphoblastische Lymphome und akute lymphatische Leukämien) werden auf den Internetseiten des Kompetenznetzes Leukämie behandelt.

3. Stadium (anatomische Ausbreitung)

Im Lesemodus anzeigen

Das Ausmaß der Ausbreitung der Krankheit im Körper ist von großer Bedeutung für die Prognose und das therapeutische Vorgehen. Nach einer Definition, die Ann Arbor-Klassifikation genannt wird, unterscheidet man vier Stadien (I – IV), wobei Stadium I den Befall einer Lymphknotenstation und Stadium IV eine generalisierte Ausbreitung im Körper mit Knochenmarkbefall oder diffusem Befall innerer Organe bedeutet. Zusätzlich geben Buchstaben wie A, B und E Auskunft über die Abwesenheit (A) bzw. das Vorhandensein von B-Symptomen (B, unerklärtes Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust) und extranodalem Befall (E). Aufgrund ihrer langsamen Entwicklung mit anfangs geringen Beschwerden findet man bei niedrig malignen Non-Hodgkin-Lymphomen meist ein fortgeschrittenes Stadium der Erkrankung. 

Das Stadium einer Lymphomerkrankung wird durch bildgebende Verfahren wie Computertomographie, in den meisten Fällen ergänzt durch eine Knochenmarkuntersuchung, bestimmt.

Ausbreitung des Lymphoms nach der Ann-Arbor-Klassifikation

Stadium IBeteiligung einer einzelnen Lymphomknotenregion (Stdium I/N) oder eines eingegrenzten Bereichs außerhalb des lymphatischen Systems (Stadium I/E)
Stadium IIBeteiligung von zwei oder mehr Lymphknotenregionen auf der gleichen Seite des Zwerchfells (Stadium II/N) mit oder ohne eines eingegrenzten Bereichs außerhalb des lymphatischen Systems (Stadium II/E) ggf. mit Beteiligung der Lymphknoten (Stadium II/N/E) auf einer Seite, also ober- oder unterhalb des Zwerchfells

Stadium III

Beteiligung von zwei oder mehr Lymphknotenregionen auf beiden Seiten des Zwerchfells (Stadium III/N) oder ohne von Organen außerhalb des lymphatischen Systems (Stadium III/E) ggf. unter Mitbeteiligung von Lymphknoten (Stadium III/N/E) auf beiden Seiten des Zwerchfells
Stadium IVÖrtlich nicht begrenzte eines oder mehrerer nicht-lymphatischer organe (z.B. Lunge, Leber, Knochenmark) (Stadium IV/E) ggf. unter Beteiligung lymphatischem Gewebe (Stadium IV/N/E). Eine Beteiligung des Knochenmarkes oder der Leber gilt auch als Stadium IV

 

Bewegung & Sport
Weitere Informationen
Therapiebegleitung

Eine zuverlässige Diagnose und die beste, wenn möglich, heilsame Therapie sind für Krebspatienten von zentraler Bedeutung. Zunehmend wird aber auch der Lebensqualität der Patienten und ihrer Angehöriger Beachtung geschenkt.

Weitere Informationen
Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen können für viele Patienten Orientierung im oft schwer zu durchschauenden Therapiegeschehen bieten. Sie ermöglichen den Austausch mit Menschen, die mit vergleichbaren Belastungen umgehen müssen.

Weitere Informationen