Die Therapie der HIV-Lymphome hängt vom Typ und dem Stadium des Lymphoms ab. Zudem spielen bei der Wahl der Behandlung auch der Allgemeinzustand des Betroffenen, relevante Begleiterkrankungen und die aktuelle Situation der HIV-Infektion eine Rolle.
An einem DLBCL erkrankte Menschen erhalten in der Regel eine Immunchemotherapie mit R-CHOP (Rituximab, Cyclophosphamid, Vincristin, Prednisolon), ein seit einigen Jahrzehnten bewährtes und effektives Therapieregime. Bis auf Prednisolon, das in Tablettenform an fünf aufeinanderfolgenden Tagen (Tag 1-5) eingenommen wird, erfolgt die Gabe der anderen vier Medikamente als Infusion, in der Regel an einem Tag (Tag 1). Insgesamt werden sechs Zyklen dieser Therapie in jeweils dreiwöchigen Abständen verabreicht.
Liegt ein Burkitt-Lymphom vor, sollte wegen der besonderen Aggressivität dieser Lymphome nach Möglichkeit eine intensivere Chemotherapie zum Einsatz kommen. Bewährt hat sich das sogenannte B-NHL/B-ALL-Protokoll der Deutschen ALL-Studiengruppe (GMALL). Die Verabreichung dieses intensiven und ebenfalls in 3-wöchigen Zyklen gegebenen Protokolls bedarf bei HIV-positiven Personen einer besonderen Expertise und sollte wegen möglicher Nebenwirkungen nur in erfahrenen Zentren eingesetzt werden. Mit dem B-ALL-Protokoll werden bei Menschen mit HIV-Burkitt hohe Heilungsraten erzielt.
Sofern eine intensive Chemotherapie wegen relevanter Begleiterkrankungen nicht eingesetzt werden kann, ist alternativ die Gabe von R-EPOCH (Rituximab, Etoposid, Prednisolon, Vincristin, Cyclophosphamid und Doxorubicin) in einer entsprechend angepassten Dosis möglich. Hierbei handelt es sich um ein weniger intensives und nebenwirkungsärmeres Protokoll. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die Effektivität dieser Therapie bei HIV-Burkitt-Lymphomen etwas geringer ist.
Für Patientinnen und Patienten mit plasmoblastischen Lymphomen ist eine international einheitliche Standardtherapie nicht definiert. In der Regel kommt wie bei denDLBCL eine CHOP-Chemotherapie zum Einsatz, allerdings ohne den gegen CD20 gerichteten Antikörper Rituximab.
Wird ein Lymphom im Gehirn bzw. im zentralen Nervensystem diagnostiziert (primäres ZNS-Lymphom), müssen Medikamente gegeben werden, die die sogenannte Blut-Hirnschranke überwinden. Wie bei Erkrankten ohne HIV werden Protokolle unter Einschluss von hochdosiertem Methotrexat und hochdosiertem Cytarabin eingesetzt. Gegebenenfalls kann eine Hochdosis-Chemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation folgen, um den Behandlungserfolg zu konsolidieren.
Bei der Therapie eines HIV-Hodgkin-Lymphoms werden frühe, intermediäre und fortgeschrittene Stadien unterschieden. Erkrankte in frühen Stadien erhalten eine Chemotherapie mit zwei Zyklen nach dem ABVD-Schema, das für die Substanzen Adriamycin (= Doxorubicin), Bleomycin, Vinblastin und Dacarbazin steht. Diese werden als Infusionen an einem Tag verabreicht und dann noch dreimal nach jeweils 14 Tagen wiederholt (zwei Zyklen an den Tagen 1 und 15). Anschließend erfolgt eine ergänzende Strahlentherapie der intial befallenen Lymphknotenregionen. Betroffene mit HIV-HL im intermediären Stadium erhalten vier Zyklen Chemotherapie mit ABVD oder als intensivere Variante zwei Zyklen nach dem sogenannten BEACOPP-eskaliert-Schema (mit den Substanzen Bleomycin, Etoposid, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Vincristin, Prednisolon, Procarbazin), gefolgt von zwei Zyklen ABVD (2+2). Diese Kombination ist bei HIV-negativen Patientinnen und Patienten mit einem besseren progressionsfreien Überleben (= weniger Erkrankungsrückfälle und Todesfälle) verbunden, allerdings ohne Vorteil im Gesamtüberleben. Bei Betroffenen, die HIV-positiv sind, gibt es hierzu noch keine systematischen Erfahrungen. Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen Stadien eines HIV-HL werden mit sechs Zyklen ABVD oder sechs Zyklen BEACOPP-basis behandelt. Eine klinische Studie zum Einsatz von BEACOPP-eskaliert über vier oder sechs Zyklen (in Abhängigkeit vom Ergebnis eines nach zwei Zyklen erfolgenden PET-CTs) bei Erkrankten in fortgeschrittenen Stadien eines HIV-HL befindet sich in Vorbereitung.
Für alle Entitäten und Stadien gilt, dass die virenunterdrückende (= antiretrovirale) Therapie (ART) der HIV-Infektion unbedingt fortgeführt oder neu begonnen werden sollte. Hierbei ist eine Abstimmung aller behandelnden Ärztinnen und Ärzte wegen möglicher Wechselwirkungen zwischen den HIV-Medikamenten und der Chemotherapie sinnvoll und empfehlenswert. Das Onlinetool „HIV Drug Interactions“ der Universität Liverpool kann hierfür unterstützend sein.