Indolentes follikuläres Lymphom (Grad 1, 2 oder 3A)
Die Therapie des indolenten follikulären Lymphoms (Grad 1, 2 oder 3A) richtet sich nach dem Krankheitsstadium und dem körperlichen Allgemeinzustand des Patienten.
Beim lokalisierten Stadium (Stadium I und II) ist derzeit die Bestrahlung der betroffenen Lymphknotenregionen mit einer Strahlendosis von 24-30 Gy (= Gray) mit oder ohne die zusätzliche Gabe von Rituximab Standard.
In den fortgeschrittenen Stadien III und IV wird im Gegensatz zu den frühen Stadien nur bei Auftreten von Krankheitszeichen mit der Behandlung begonnen. Wenn Patienten keine Beschwerden haben, ist eine Behandlung nicht erforderlich, die Patienten werden aber engmaschig überwacht (= Watch & Wait-Strategie). Stellen sich Beschwerden ein, z.B. B-Symptome, Blutarmut oder eine rasch zunehmende Vergrößerung von Lymphknoten, sollte eine Therapie eingeleitet werden. Standardtherapie ist eine Kombination des anti-CD20 Antikörpers Rituximab (R) oder Obinutuzumab (O) mit einer Chemotherapie wie z.B. Bendamustin oder dem CHOP-Schema, das aus den Wirkstoffen Cyclophosphamid (C), Vincristin (H), Doxorubicin (O) und Prednison (P) besteht. Anschließend wird eine Erhaltungstherapie mit Rituximab oder Obinutuzumab (bei Erstbehandlung alle 2 Monate über 2 Jahre) durchgeführt.
Behandlung eines Rückfalls
Bei einem Rückfall sollte auf jeden Fall eine erneute diagnostische Untersuchung des betroffenen Lymphknotens erfolgen, da indolente FL in einigen Fällen in aggressive FL übergehen können. Handelt es sich bei einem Rückfall erneut um ein indolentes, follikuläres Lymphom, hängt die Therapie von der gewählten Erstbehandlung ab. Oft kann nochmals mit Erfolg eine mit Rituximab kombinierte Chemotherapie durchgeführt werden. Allerdings tauscht man dabei in den meisten Fällen die Wirkstoffe der Chemotherapie aus (z.B. nach anfänglicher Therapie mit R-CHOP kann im Rückfall R-Bendamustin verwendet werden). Eine weitere wichtige Therapieoption im Rezidiv ist die Kombination aus Rituximab und Lenalidomid, die in der Regel über ein Jahr gegeben wird.
Bei jüngeren, fitten Patienten mit eher raschem Rückfall ist die Hochdosis-Chemotherapie mit Rückgabe eigener Stammzellen (= autologe Stammzelltransplantation) ein effektives und sicheres Verfahren. Die allogene Transplantation, bei der dem Patienten Stammzellen von gesunden Fremd- oder Familienspendern übertragen werden, wird nur in Ausnahmefällen bei jüngeren Patienten mit klinisch aggressivem Verlauf in Betracht gezogen, da die Behandlung hohe Risiken und Nebenwirkungen aufweist. Für ältere Patienten, die an Begleiterkrankungen leiden und keine intensivere Therapie vertragen, ist eine alleinige Rituximab-Therapie eine gute Möglichkeit, die Erkrankung zurückzudrängen. Bei späteren Rezidiven ist eine Therapie mit dem PI3K-Inhibitor Idelalisb eine effektive Therapie, die allerdings schwere Nebenwirkungen wie z.B. Darmentzündungen auch nach zunächst symptomfreiem Intervall verursachen kann.
Eine für das follikuläre Lymphom zugelassene neue Substanz ist der Wirkstoff Idelalisib. Er hemmt den B-Zellrezeptor und damit das Wachstum der Lymphomzellen. Insbesondere bei Patienten, die auf zwei vorangegangene Therapien nicht mehr Ansprechen, ist dieser Wirkstoff eine Therapieoption. Aufgrund eines erhöhten Risikos für Infektionen mit Bakterien oder Viren sollte Idelalisib nur zusammen mit vorbeugenden antibakteriellen Maßnahmen und bei regelmäßiger Kontrolle gegeben werden.
Weiterhin ist die Kombination aus dem Antikörper Obinutuzumab und Bendamustin gefolgt von einer zweijährigen Obinutuzumab-Erhaltung für die Behandlung von Patienten zugelassen, deren follikuläres Lymphom nicht auf Rituximab anspricht. Sie kann die Erkrankung über längere Zeit zurückdrängen.
Aggressive follikuläre Lymphome (Grad 3B)
Aggressive follikuläre Lymphome (Grad 3B) werden wie „diffus großzellige B-Zell-Lymphome“ behandelt. Ausführliche Informationenen dazu können beim KML angefordert oder unter hier abgerufen werden.