European MCL Network (EMCLN)
Das Mantelzell-Lymphom (MCL) ist durch einen aggressiven klinischen Verlauf gekennzeichnet, bei dem das mittlere Überleben der Patienten etwa drei bis fünf Jahre beträgt und lediglich ca. 10 Prozent der Patienten einen indolenten Verlauf zeigen. Die klinische Relevanz verschiedener prognostischer Marker war bisher begrenzt und erlaubte keine zuverlässige Bestimmung des individuellen Risikoprofils. Vor diesem Hintergrund haben sich in den letzten Jahren Kliniker, Pathologen und molekulare Forscher in einem europaweiten Netzwerk zusammen geschlossen, um innovative Therapiestrategien zu bewerten und die molekularen Mechanismen der malignen Transformation beim Mantelzell-Lymphom zu erforschen:
- Im Rahmen dieses Netzwerks wurden strikte histologische Diagnosekriterien definiert.
- In einer prospektiven randomisierten Studie wurde die Überlegenheit der myeloablativen Konsolidierung bezüglich des progressionfreien Überlebens nachgewiesen.
- Schließlich wurden Proliferationsmarker als die wichtigsten prognostischen Faktoren beim Mantelzell Lymphom identifiziert.
Auf der Basis dieser Vorarbeiten wird im Rahmen der aktuellen Studiengeneration ein umfangreiches wissenschaftliches Begleitprogramm durchgeführt, um verschiedene prädiktive Marker (minimale Resterkrankung, klinischer Risiko-Score MIPI) und prognostische molekulare Marker zu evaluieren. Dieser translationale Ansatz soll nicht nur zu einer differenzierten risikostratifizierten Therapieplanung, sondern auch zur Konzeption zukünftiger molekularer Strategien (z.B. mTOR- und Proteasom-Inhibitoren, IMIDs) führen.
Auf europäischer Ebene besteht eine engere Kooperation mit der
- GLSG (Deutsche Studiengruppe Niedrigmaligne Lymphome)
- CLSG (Tschechische Studiengruppe)
- CROHEM (Kroatische Lymphom-Studiengruppe)
- EORTC Lymphoma Group (Europäische Studiengruppe)
- FIL (Italienische Studiengruppe)
- GELA (Französische Studiengruppe)
- GOELAMS (Französische Studiengruppe)
- HOVON (Niederländische Studiengruppe)
- Israelische Lymphom-Studiengruppe
- Nordic Lymphoma Group (Skandinavische Studiengruppe)
- Portugiesische Lymphom-Studiengruppe
- PLSG (Polnische Studiengruppe)
- SAKK (Schweizer Lymphom-Studiengruppe)
Das European MCL Network wird von der Europäischen Kommission und der "Lymphoma Research Foundation" gefördert.
Erfolge & Ziele
Erfolge
Als wichtigste Erfolge des EMCLN gelten die Etablierung eines Therapiestandards für ältere Patienten (Rituximab-Erhaltung nach R-CHOP/BR) sowie die neue Standardtherapie für jüngere Patienten (Cytarabinhaltige Induktion gefolgt von autologer Stammzelltransplantation). Im Rezidiv wurde die Rolle gezielter Therapieansätze bestätigt.
Ziele
Anhand molekularer/biologischer Risikofaktoren (z. B.: KI-67, p53) sollen zukünftig individualisierte Therapien entwickelt und der Einsatz bzw. die Optimierung der molekularen Therapiemodalitäten in der Primärtherapie geprüft werden.
Literatur
Kluin-Nelemans HC, Hoster E, Hermine O (2012)
Treatment of older patients with mantle-cell lymphoma.NEngl JMed367(6):520–531
Lancet 2016: 388:565-75
Dreyling M, Jurcak W, Jerkeman M, et al (2016)
Ibrutinib versus temsirolimus in patients with relapsed or refractory mantle-cell lymphoma
Lancet. 2016;387:770-8
Kontakt & Ansprechpartner
Koordinator: Prof. Dr. Martin Dreyling
Medizinische Klinik III der Universität München - Grosshadern
Marchioninistr. 15
81377 München
Tel: +49 89 4400-72202
Fax: +49 89 4400-72201
E-Mail: martin.dreyling@med.uni-muenchen.de
Website: https://www.european-mcl.net/
Studien
Eine Übersicht über die aktuell laufenden und die bereits beendeten Studien finden Sie hier.
Weitere Informationen zum Europäischen Mantelzell-Lymphom Netzwerk finden Sie auch hier: http://www.european-mcl.net
Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München - Großhadern Marchioninistraße 15 81377 München
Diese Studiengruppe führt aktuell folgende Lymphomstudien aktiv durch:
Randomisierte Phase III Studie zur Effektivität einer Konsolidierung mit Rituximab nach Induktionschemotherapie (R-CHOP versus R-FC) bei älteren Patienten mit Mantelzell-Lymphom, die nicht geeignet sind für eine autologe Stammzelltransplantation.
Effektivität der alternierenden R-CHOP und R-HAD Chemotherapie gegen R-CHOP alleine, gefolgt von einer Erhaltungstherapie mit zusätzlichen Lenalidomid und Rituximab oder nur Rituximab bei älteren Patienten mit Mantelzelllymphom
Eine randomisierte Phase III Studie des europäischen MCL Netzwerkes zur Wirksamkeit von 6 Zyklen R-CHOP mit anschließender myeloablativer Radiochemotherapie und autologer Stammzell-Transplantation vs. 3 Doppelzyklen R-CHOP/R-DHAP mit anschließendem Ara-C-haltigem myeloablativem Regime und autologer Stammzell-Transplantation.
Kombinationstherapie von Ibrutinib mit Bortezomib zur Behandlung von Patienten mit Mantelzelllymphom; eine multizentrische Phase I/II Studie
Autologe Transplantation nach einer Rituximab / Ibrutininb / Ara-C-Induktionsphase bei Patinenten mit generalisiertem Mantelzelllymphom - eine Studie des Europäischen MCL Networks